Politischer Rückenwind gefordert - Um die Argumente der Gas- und Wasserstoffwirtschaft für eine Dekarbonisierung des Energiesystems zu bündeln, haben BDEW, DVGW und Zukunft Gas im Mai 2023 ein gemeinsames Konzeptpapier „Transformationspfad für die neuen Gase – Wege zu einem resilienten und klimaneutralen Energiesystem 2045“ veröffentlicht.
Zur Fortführung haben die drei Verbände nun ein gemeinsames Positionspapier mit aktualisierten politischen Forderungen unter dem Titel „Die Transformation zu neuen Gasen hat begonnen und braucht politischen Rückenwind“ veröffentlicht und im Rahmen einer Pressekonferenz Ende Juni vorgestellt.
Auf der Veranstaltung „Neue Gase – wir machen unser Business fit für die klimaneutrale Zukunft“ am 27. Juni 2024 in Berlin haben der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Zukunft Gas gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die vielfältigen Ansätze und Erfahrungen auf dem Weg zur Klimaneutralität reflektiert und debattiert. Hier wurde deutlich, wie engagiert die Transformation hin zur Klimaneutralität von allen Beteiligten angegangen wird. Um den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu gewährleisten, forderten die drei Verbände kontinuierliche Anstrengungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Energiewirtschaft, Industrie und Politik.
Viel erreicht ...
Ein Jahr nach der Vorstellung des gemeinsamen Transformationspfades Neue Gase ziehen die drei Verbände gemeinsam eine erste positive Bilanz. Wichtige Meilensteine seien bereits erreicht worden.
…noch viel zu tun
Für den weiteren Erfolg und einen nachhaltigen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft seien nun allerdings ein höheres Maß an politischer Unterstützung, definierte Rahmenbedingungen und mehr Investitionen gefragt. Eine absehbare und steigende Nachfrage, wie etwa durch den vorgesehenen Bau von H2-Ready-Kraftwerken, seien ebenso wichtig wie ein wachsendes Angebot und der Aufbau der Infrastrukturen. Der Entschluss für das Wasserstoff-Kernnetz und der Start der Klimaschutzverträge – dies betonten die Verbände – seien für die Industrie wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität. Gerade mit den Klimaschutzverträgen sei im März 2024 ein Fördermechanismus geschaffen worden, der klare Anreize für die Industrie setze. Diese Verträge würden Kostennachteile ausgleichen und Preisrisiken absichern, wodurch ein stabiler und planbarer Absatz von Wasserstoff ermöglicht wird. Dies sei ein wichtiger Schritt, um den Industrie- und Innovationsstandort Deutschland zu modernisieren und klimafreundlich zu gestalten.
Dagegen würden die zahlreichen offenen Fragen bei der Kraftwerksstrategie verdeutlichen, dass weitere politische Unterstützung notwendig ist. Die weitere Ausgestaltung und vor allem ein klarer Rahmen, wie die zunächst geplante Kapazität von zehn Gigawatt H2-Ready- Gaskraftwerke finanziert werden soll, seien dringend nötig. Sonst bestehe die Gefahr, dass Kohlekraftwerke länger laufen müssen als geplant, um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Zudem seien sowohl H2-Ready Gaskraftwerke als auch H2-Ready-KWK-Anlagen sichere Abnehmer für Wasserstoff und damit entscheidend für den Wasserstoffhochlauf.
Konstruktiver Austausch
Im Rahmen des Events gaben Expertinnen und Experten aller Wertschöpfungsstufen wichtige Impulse für die Gestaltung eines integrativen resilienten Energiesystems hin zur Klimaneutralität: Wie die Gasverteilnetze Anschluss an das Wasserstoff-Kernnetz von morgen erhalten, ein Wasserstoff-Mengenhochlauf durch Importe und heimische Erzeugung gelingt, die Gase wie Biomethan und synthetisches Methan als Bausteine einer klimaneutralen Zukunft eingesetzt werden, die Resilienz des Energiesystems stärken und sich als strategisches Geschäftsfeld etablieren können oder zum Beispiel wie der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Kommunen und Regionen aussehen kann. Darüber hinaus diskutierte die Branche gemeinsam mit Andreas Rimkus, MdB SPD, Oliver Grundmann, MdB CDU/ CSU sowie Hanna Schumacher, Unterabteilungsleiterin WEW, BMWK, zu politischen Lösungsansätzen wie auch Fördermöglichkeiten der neuen Gase in einer Podiumsdiskussion. (bdew/DVGW/Zukunft Gas)
Ende Juni haben Dr. Timm Kehler (Zukunft Gas), Dr. Kirsten Westphal (BDEW) und Prof. Dr. Gerald Linke (DVGW) (v. l. n. r.) ein gemeinsames Positionspapier mit aktualisierten politischen Forderungen unter dem Titel „Die Transformation zu neuen Gasen hat begonnen und braucht politischen Rückenwind“ im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Foto: Claudius Pflu