Netzplanung besser verzahnen - In regelmäßigem zeitlichem Abstand skizziert die Bundesnetzagentur einen Szenariorahmen singulärer Netze als Basis für die Entwicklung dieser Infrastrukturen.
Nun hat die Organisation im September erstmalig zu einer gleichzeitigen Konsultation der Entwürfe des Szenariorahmens Strom und des Szenariorahmens Gas/Wasserstoff eingeladen. Dies ist ein Novum und zielt auf eine gemeinsame Betrachtung möglicher Entwicklungen in Richtung eines klimaneutralen Energiesystems in Deutschland ab. Nach Einschätzung des DVGW weist der Ansatz jedoch noch Mängel auf.
„Die Szenariorahmen sind die Grundlage für die Netzentwicklungsplanung. Die gleichzeitige Konsultation der Szenariorahmen Strom und Gas/Wasserstoff ermöglicht es Querschnittsthemen zwischen den Sektoren besser abzustimmen. Dadurch können Netzplanungsprozesse enger verzahnt werden“, begründet Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, das strategische Vorgehen einer gleichzeitigen Betrachtung.
Grundsätzlich gut, aber unzureichend im Detail
Grundsätzlich begrüßt der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) die gemeinsame Konsultation der Szenariorahmen Strom, Gas und Wasserstoff als Schritt zu einer ganzheitlichen Netztransformation auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung in Deutschland. Allerdings würden in allen Szenarien des „Entwurfs des Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Gas und Wasserstoff 2025“ wesentliche politische Zielvorgaben der Bundesregierung nicht ausreichend abgebildet. „Die Zielvorgaben der Bundesregierung aus der Nationalen Wasserstoffstrategie sowie aus den Eckpunkten der Nationalen Biomassestrategie sollten unbedingt berücksichtigt werden. Die Wasserstoffbedarfe, die in der Nationalen Wasserstoffstrategie für 2030 angegeben werden, sind deutlich höher als die Werte in den Szenarien der Szenariorahmen“, sagt Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, und bezieht sich damit auf die Stellungnahme des Verbands gegenüber der Bundesnetzagentur (BNetzA).
Gasförmige Energieträger zielgerichtet berücksichtigen
Bislang wird Biomethan in den Szenariorahmen nicht betrachtet. Der DVGW fordert, dass in Bezug auf Biomethan die Ziele der Europäischen Union im Rahmen von REPowerEU unbedingt einbezogen werden sollten. Diese sehen eine deutliche Ausweitung des Biomethaneinsatzes in der EU vor. Der Einsatz von Gasen in der Gebäudewärme wird in mehreren Szenarien ausgeklammert. Es ist daher notwendig, dass die aktuellen gesetzlichen Regelungen zum Einsatz gasförmiger Energieträger (GEG) berücksichtigt werden und daraus resultierende Gasbedarfe in die Szenariorahmen einfließen. Auch der Vorschlag der Fernnetzbetreiber (FNB), im Szenariorahmen Gas und Wasserstoff ein viertes Szenario mit dem Fokus Versorgungssicherheit zu entwickeln, wird vom DVGW unterstützt. (Bundesnetzagentur/DVGW)
Hier finden Sie die gesamte „Stellungnahme des DVGW vom 30. September 2024 zur Konsultation der Szenariorahmen Strom sowie Gas und Wasserstoff 2025-2037/2045“:
Gut zu wissen: Im Rahmen einer aktuellen Untersuchung aus dem Jahr 2024 wurden die Transformationskosten des Netzausbaus für Wasserstoff und Strom im Vergleich erstmalig vergleichbar dargestellt. Durchgeführt wurde die Analyse vom Energiewirtschaft-
lichen Institut an der Universität zu Köln (EWI), dem Gastechno-
logischen Institut gGmbH (DBI) und der ef.Ruhr GmbH, einem auf energiewirtschaftliche Fragestellungen spezialisierten Beratungsunternehmen.