Am 30. und 31. März fand das 35. Oldenburger Rohrleitungsforum erstmalig in den Weser-Ems-Hallen statt. Nach zwei coronabedingten Absagen trafen sich mehr als 4.000 Besucher sowie 440 Aussteller, 155 Referenten und Moderatoren, um sich zwei Tage lang intensiv über „Rohrleitungen und Kabel – kritische Infrastruktur und Versorgungssicherheit“ auszutauschen. Selbstverständlich war auch der rbv mit mit einem Stand als auch im Rahmen des Kongressprogramms von der Partie.
Benchmarks und Konzepte diskutiert
Mit Spannung hat die Branche nach der langen Zwangspause auf das Veranstaltungsdebüt in den Weser-Ems-Hallen gewartet. Aber was lange währt, wird bekanntlich gut: Die neuen Rahmenbedingungen des 35. Oldenburger Rohrleitungsforums wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern begeistert aufgenommen. Das lag nicht zuletzt daran, dass es den Veranstaltern gelungen ist, den über Jahrzehnte gewachsenen, speziellen Charme des Events und dessen hohe inhaltliche Qualität an den neuen Veranstaltungsort zu übertragen. Auch der rbv hatte mit unterschiedlichen Veranstaltungsblöcken seinen Anteil an der hohen Praxisaffinität und der hochkarätigen Ausdifferenzierung verschiedener Themen des Leitungsbaus. Zudem hat der Verband seine Expertise in die offizielle Pressekonferenz der Veranstaltung mit eingebracht. Hier unterstrich Dipl.-Ing. Andreas Hüttemann, rbv-Bereichsleiter Technik, in Gegenwart der zahlreich erschienenen Pressevertreter ein besonderes Charakteristikum des Leitungsbaus: „Für unsere Branche geht es darum, technologieoffen zu agieren und das Bauen neu zu denken. Der Leitungsbau steht für alle anstehenden Bauaufgaben bereit.“
Digitalisierung – ins Doing kommen
Falls es noch Zweifel daran gab, ob die Digitalisierung tatsächlich im Leitungsbau angekommen sei, so wurden diese kritischen Stimmen in Oldenburg eines Besseren belehrt. Mit 110 Zuhörenden, die sich zu jeweils rund einem Drittel aus Planern, Bauunternehmern und Netzbetreibern zusammensetzten, war der von Hüttemann moderierte Vortragsblock fünf „Digitalisierung und BIM im Leitungsbau“ voll ausgebucht. Im Rahmen des hochinformativen Formats wurden mögliche Handlungsfelder einer erfolgreichen Digitalisierung und Anwendung von BIM im Leitungsbau identifiziert. In seinem Vortrag „BIM im Leitungsbau: Aktuelle Aktivitäten in der Verbände- und Normenlandschaft“, berichtete Dipl.-Ing. (FH) Mike Böge, iro GmbH Oldenburg, Oldenburg, unter anderem über die Entwicklung von BIM-Standards für den Leitungsbau. Dagegen schilderten Anna Wörle und Dipl.-Ing. (FH) Alexander Heidel, Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG, Glött, die Adaptation der BIM-Methodik bei der Verlegung einer Wasserleitung. Und in einem weiteren Vortrag von Dipl.-Ing. (FH) Simone Püsch und Dipl.-Ing. (FH) Michael Voß, Stadtentwässerung Frankfurt am Main, Frankfurt, ging es um die ersten Erfahrungen eines Netzbetreibers bei der Anwendung von BIM für die Kanalerneuerung. „Wir haben nicht nur über Chancen und Möglichkeiten von BIM im Leitungsbau diskutiert“, so Hüttemann. „Gleichzeitig sind wir auch auf die bestehenden Hürden eingegangen, die es derzeit noch zu überwinden gilt. Eine wesentliche Erkenntnis, die sich aus dem Diskussionsgeschehen ableiten lässt, besteht dabei zweifellos darin, dass man manche Herausforderungen einfach angehen muss, um die entsprechende Expertise direkt im Doing zu gewinnen und weiterzuentwickeln“, lautete ein Fazit Hüttemanns.
Vertiefendes Praxiswissen
Auch der von rbv-Referent Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Lukas Romanowski moderierte Block 20 „Neue Regeln für die Baupraxis von Wasserleitungen“ war mit 90 Teilnehmenden fast bis auf den letzten Platz besetzt. Hier gab es vertiefende Einblicke in die „Umsetzung der neuen Hygieneanforderungen aus der Trinkwasserverordnung im Leitungsbau (DVGW W 291/W263)“ (Dipl.-Ing. Manfred Hochbein MBA, Gelsenwasser AG, Lüdinghausen) sowie in „Neue Anforderungen an Druckprüfverfahren aus dem DVGW-Arbeitsblatt W 400-2“ (René Stangl, Wasserwerk-Service Hamm, Hamm). Hinzu kam die „Berücksichtigung des viskoelastischen Verhaltens der Kunststoffe in der Praxis. Was ist bei Druckprüfung, Rohreinzug und Betrieb zu beachten?“ (Dr.-Ing. Thorsten Späth, egeplast international GmbH, Greven). „Aus den in den Regelwerken neu formulierten Anforderungen ergeben sich für die Praxis immer wieder hochaktuelle Fragestellungen. Als Verband leisten wir in diesem Kontext gerne Hilfestellung, um die Qualität der Bauausführung hierzulande weiter aufrechtzuerhalten und kontinuierlich zu optimieren“, betonte Romanowski das rbv-Engagement.
Networking aus dem Herzen der Branche
Natürlich haben der rbv und seine Bildungsgesellschaften auch in der neuen Location das Forum dazu genutzt, um sich auf der begleitenden Fachausstellung mit einem eigenen Ausstellungsstand zu präsentieren, der als Treffpunkt für alle Themen des Leitungsbaus genau die richtige Anlaufstelle war. „Unsere Branche durchlebt aktuell sehr bewegte Zeiten. Ein zukunftsfähiger, sektorenübergreifender Umbau unseres Energiesystems und die Weichenstellungen rund um die Zukunft einer klimaneutralen, molekülbasierten Energieversorgung sind neben der Digitalisierung und dem Ausbau des Strom- und Datennetzes wichtige Themen, die uns derzeit alle umtreiben und viele personelle Kapazitäten binden“, so rbv-Präsident Dr. Ralph Donath. „Hier hat sich auch das Oldenburger Rohrleitungsforum wieder als ein Top-Event der Branche erwiesen, bei dem Experten zusammenkommen, um sich konstruktiv über Benchmarks und Konzepte auszutauschen für die vielen Herausforderungen, die der Leitungsbau nun zu schultern hat.“