rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann äußert sich im Kurzinterview zur Hochwasserhilfe der rbv-Mitgliedsunternehmen und zum Schutz kritischer Infrastrukturen vor Starkregen und Überflutungsereignissen.

Herr Hesselmann, die Hochwasserkatastrophe dieses Sommers liegt nun ein gutes dreiviertel Jahr zurück. Was würden Sie im Rückblick auf das Engagement des rbv hervorheben?

2022 hesselmann kleinDieter Hesselmann: Die Bereitschaft unserer Mitgliedsunternehmen, in den betroffenen Hochwasserregionen unbürokratische Hilfestellungen zu leisten, war extrem hoch. Um die Fülle der Angebote zielgerichtet zu kanalisieren, ist der rbv als Verband von Beginn an mit ruhiger Hand und koordinierend tätig gewesen, hat konkrete Ressourcen bei den Unternehmen abgefragt und sodann die Kommunikation mit den Krisenstäben und mit den Versorgungsunternehmen in den betroffenen Regionen übernommen. Die Bildung einer solchen Koordinationsschnittstelle war in mehrfacher Hinsicht absolut sinnvoll. Denn Hektik und unabgestimmtes Handeln leisten einem Effizienzverlust Vorschub und helfen den Menschen in diesen Gebieten nicht. Zudem waren die Hilfsangebote unserer Mitglieder sehr heterogener Natur. Während einige Unternehmen Gas-, Elektro- oder Wassermonteure in die betroffenen Regionen entsendet haben, offerierten andere Baumaterialien oder den Einsatz von Großgeräten. Dies galt es mit dem THW und den verantwortlichen Krisenstäben abzustimmen. Darüber hinaus haben sich der rbv und Vertreter der DVGW-Landesgruppen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wöchentlich in Gesprächen zusammengefunden, damit Hilfsangebote nicht doppelt in Richtung der Verantwortlichen vor Ort adressiert wurden. Über die Initiative „Energie.Wasser.Hilft.“, einer gemeinsamen Webseite der betroffenen Landesgruppen von DVGW, BDEW und VKU, wurden Hilfsangebote des Leitungsbaus übermittelt.

Inwiefern kann der verstärkte Fokus auf Qualitätssicherung zu einer robusten und resilienten Ertüchtigung der leitungsgebundenen Infrastruktur beitragen?

Dieter Hesselmann: Eine qualitätsorientierte Bauausführung ist der Dreh- und Angelpunkt einer dauerhaft zukunftsfähigen Versorgungswirtschaft. Das ist eine Grundmaxime unserer Branche, unabhängig davon, ob wir im Normalbetrieb auf diese Systeme blicken oder in Krisen wie den Hochwasserereignissen des vergangenen Sommers. Dabei kommt einer durchdachten und umfassenden Planung durch den Auftraggeber im Vorfeld eine entscheidende Rolle zu. Unverhältnismäßige Einsparungen in den öffentlichen Haushalten und ein Verzicht auf Qualität kommen uns in jeder Situation teuer zu stehen. Nur auf Basis jederzeit hinreichender Investitionen werden wir Leitungssysteme robust und resilient bauen, sodass diese auch generationsübergreifend zur Verfügung stehen. Dies zahlt ein auf eine zuverlässige Ver- und Entsorgungssicherheit hier in Deutschland.

Um dies stets sicher umzusetzen, hat der Leitungsbau herausragende Qualitätsstandards und Präqualifikationssysteme geschaffen, darunter die GW 301 als Garant einer qualifizierten und nachhaltigen Bauausführung mit gut ausgebildetem Personal. Und einen anderen Aspekt möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen. Auch im Zusammenhang mit dem Hochwassergeschehen ist klar abzulesen, dass wir auf lange Sicht die Zeche dafür zahlen, wenn wir öffentliche Haushalte ohne Sinn und Verstand zusammenschrumpfen. Denn die leider heutzutage häufig zu knappen Ressourcen lassen befürchten, dass bei solchen Ereignissen in den Krisenstäben und bei den verantwortlichen Akteuren in betroffenen Gebieten zu wenig Know-how und zu wenig Manpower zur Verfügung stehen, um schnell zielgerichtete und geordnete Maßnahmen zu ergreifen. Das macht dann eine übergeordnete Hilfeleistung erforderlich. Daher ist es sinnvoll, potenzielle Krisenszenarien schon im Vorfeld durchzuspielen, um im Ernstfall gerüstet zu sein.

Welche Konsequenzen sind aus Ihrer Sicht zwingend erforderlich, damit kritische Infrastrukturen besser vor Starkregen und Überflutungen geschützt sind?

Dieter Hesselmann: Hochwasserereignisse wie die im Ahrtal werden wir nicht verhindern, wohl aber die katastrophalen Auswirkungen für Menschen und Infrastrukturen abmildern können. Die Ursache der besonderen Vulnerabilität dieser Region liegt zum einen darin, dass das gesamte Ahrtal sehr schmal ist. An der schmalsten Stelle blicken wir hier auf eine Ausdehnung von rund 50 Metern, an der breitesten Stelle vielleicht auf rund 1000 Meter. Zudem besteht das Tal aus Schiefer und ist geologisch somit nicht dafür prädestiniert, Wasser im Boden aufzunehmen, was andernorts – Stichwort Schwammstadt – zu mehr Klimaresilienz führen kann.

Diesen besonderen Rahmenbedingungen Rechnung tragend, stehen wir gesellschaftlich und politisch an solchen Orten aber vor der Aufgabe, bauliche Retentionskapazitäten, – also große Regenrückhaltebecken oder Staudämme – zu realisieren, um die Folgen solcher Starkregenereignisse abzumildern. Zu dieser Einsicht ist man übrigens bereits bei der letzten Flutkatastrophe an der Ahr im Jahr 1910 gelangt, hat aber nicht die erkannten und notwendigen Konsequenzen gezogen und die erforderlichen baulichen Maßnahmen ergriffen. Es bleibt zu hoffen, dass in unserer Gesellschaft dieser Fehler nicht erneut begangen wird. Denn auch das ist am Ende des Tages wieder eine Frage von Qualität und Weitsicht. Hier, wie auch bei den Belangen eines zukunftsfähigen Managements leitungsgebundener Infrastrukturen, werden nur strategisches Handeln und sinnvolle Investitionen dazu führen, die Bedürfnisse der aktuellen und kommender Generationen im Blick zu haben.

Foto: rbv


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