Breitbandausbau – Qualität hat Vorrang - Der Rest von Alltag und Normalität, den Homeoffice und Homeschooling während des Lockdowns in Pandemiezeiten sichergestellt haben, war nur möglich auf Basis einer funktionsfähigen digitalen Infrastruktur.
Hier hat sich deutlich gezeigt, was in der Politik und der Telekommunikationsbranche zwar schon seit längerem bekannt ist, aber teilweise keine qualitätsorientierte Umsetzung erfährt: ein flächendeckendes, von qualifizierten Leitungsbauern nach den anerkannten Regeln der Technik errichtetes Breitbandnetz ist existentiell für den Arbeits und Lebensstandort Deutschland. Um politische Entscheider und Netzverantwortliche für ein solches auf Qualität und Nachhaltigkeit ausgerichtetes Denken zu sensibilisieren, engagieren sich der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv), Köln, und die Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. (GLT), Berlin, gemeinsam mit der Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB), Berlin, intensiv in politischen Gremien und zahlreichen BranchenInitiativen.
Qualitätssicherung bei Nischenverfahren
Um schnelle Baufortschritte zu erzielen, erfolgt der Einbau von Glasfaserleitungen aktuell sehr häufig mit sogenannten untiefen Verlegeverfahren. Dabei werden Bestandsnetze von Gas, Wasser, Fernwärme und Strom vielfach unsachgemäß überbaut, was langfristig zu erheblichen Mehrkosten führen wird. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass den Verantwortlichen in vielen Kommunen nicht bekannt ist, dass es sich beim „Micro-Trenching“ um ein Nischenverfahren handelt, das seine Wirkung nur in einem sehr begrenzten technischen Rahmen entfalten kann. Wird dies nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt, so sind Folgeschäden an den bereits vorhandenen leitungsgebundenen Infrastrukturen und der Verkehrsinfrastruktur vorprogrammiert. Um hier technische Klarheit zu schaffen, hat die AG Digitale Netze – eine Initiative des BMVI, der Bundesländer, der kommunalen Spitzenverbände und der Telekommunikationsnetzbetreiber – unter Beteiligung des Rohrleitungsbauverbandes eine unverbindliche „Handreichung zur Qualitätssicherung im Rahmen der Mitverlegung nach § 77i Abs. 7 TKG“ zusammengestellt. Diese enthält „Qualitätsanforderungen an die Bauausführung und Erdlegung von Telekommunikations-
rohren“ sowie eine „Technische Spezifikation für Mikrorohre und Mikrorohrverbundsysteme“.
Strategien auflegen – Steuerkreis Bauwesen
Im November 2019 wurde zudem der Steuerkreis Bauwesen in der Arbeitsgruppe „Digitale Netze“ konstituiert. Ziel des Steuerkreises ist die Beschleunigung des Netzausbaus mittels gezielter Maßnahmen. Im Rahmen ihrer Mitarbeit sehen rbv, GLT und BFA LTB eine sehr gute Möglichkeit, Aufklärungsarbeit zu betreiben und mit Nachdruck für einen nachhaltigen Netzausbau einzutreten. Ein erstes wichtiges Projekt des Gremiums ist die Begleitung des geplanten DIN-Standards für das Trenching-Verfahren. Hierfür wurde dem DIN-Normen- ausschuss Bauwesen (NABau) ein entsprechender Normungsantrag vorgelegt. Die konstituierende Sitzung der eingesetzten Drafting-Gruppe, die sich mit allen relevanten Aspekten der Umsetzung des angestrebten neuen DIN- Standards konstruktiv auseinandersetzen wird, fand unter Mitwirkung der drei Verbände Anfang des Jahres statt.
Fachkräfteengpässe überwinden
Neben allen technischen Aufgabenstellungen wird es für einen gelingenden Breitband-
ausbau zukünftig dringend erforderlich sein, die Anzahl qualifizierter Fachkräfte zu erhöhen und zusätzliches Know-how beim Glasfaserausbau zu generieren. Diesem Umstand Rechnung tragend, haben rbv und GLT gemeinsam mit Netze BW das Pilotprojekt „Infrastrukturkraft für Glasfasernetztechnik Bau“ ins Leben gerufen. Hier wurde ein regional IHK-zertifizierter Ausbildungsstandard entwickelt, der aktuell Pate in weiteren Initiativen für bundesweit einheitliche, modularisierte Qualifizierungsmuster steht und dazu beitragen wird, das Wissen über die Installation von Glasfasernetzen zu verbessern. Die BMVI/DIHK-Initiative „Fachkräfte für den Glasfaserausbau“, in der sich neben rbv und GLT zahlreiche Verbände engagieren, hatte bereits im vergangenen Jahr mit einem Verbändeschreiben an alle FachministerInnen Vorschläge für die Gewinnung von Fachkräften unterbreitet. Auch ein Ergebnis der intensiven Arbeit der Initiative ist ein umfangreiches Informationsangebot für Arbeitnehmer, Unternehmer, Kommunen und Weiterbildungseinrichtungen unter www.glasfaserausbau.org.
Auch wenn das Ziel – die schnellstmögliche Errichtung einer digitalen Infrastruktur von Weltklasse – von den politischen Entscheidern klar definiert ist, so lässt sich doch resümieren, dass ein ausschließlich an einer schnellen Bauausführung orientierter Aktionismus sicherlich das falsche Signal ist. Denn Baubeschleunigung darf bei aller Dringlichkeit nicht zu Lasten der Bauqualität gehen! Dafür machen sich die Verbände der Leitungsbauer gemeinsam stark.Wollen Sie, dass Ihre Straßen so aussehen? – Unsachgemäße Breitbandlegung ist nicht nur unschön, sie führt in der Regel auch zu Folgekosten.
(Quelle: GLT)
Autoren: Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv), Köln und Dipl.-Ing. Willi Thomsen, Präsident der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. (GLT), Berlin. (Quelle: GLT)