Die Initiative H2vorOrt startet mit der Veröffentlichung des Leitfadens zum Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) die vierte jährliche Planungsrunde der deutschen Gasverteilnetzbetreiber. Damit gewinnt die Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland weiter an Kontur. (Bild: ©freepik)
Rund 80 Prozent der deutschen Gasverteilnetze sind inzwischen Teil der GTP-Planung. Mit dem neuen Leitfaden reagiert die Branche auf veränderte regulatorische Rahmenbedingungen: Erstmals werden die Anforderungen aus der neuen EU-Gasbinnenmarktrichtlinie (2024/1788) berücksichtigt und systematisch in die Planung integriert.
GTP 2025 als Brücke zwischen freiwilliger Branchenplanung und künftigem Rechtsrahmen
Die Artikel 56 und 57 der EU-Gasbinnenmarktrichtlinie geben vor, wie die Planungsanforderungen für den Aufbau von Wasserstoffverteilnetzen sowie für die Wasserstofftransformation und Stilllegung von Erdgasverteilnetzen aussehen. Die GTP-Methodik unterstützt die Netzbetreiber dabei, diese Anforderungen umzusetzen. Sie liefert gleichzeitig die Datenbasis für die Erstellung der überarbeiteten „Langfristprognose 2.0“ der Kooperationsvereinbarung Gas für den Netzentwicklungsplan Gas und Wasserstoff.
Stärkere regionale Abstimmung und Verknüpfung mit Fernleitungsnetzplanung
Ein zentrales und neues Element im GTP 2025 ist das Konzept der „Regionalen Transformationsplanung“. In Zusammenarbeit mit den Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) und benachbarten Verteilnetzbetreibern (VNB) werden Planungen erstmals in netztopologischen Regionen abgestimmt. So kann die Umsetzbarkeit, Kohärenz und Effizienz beim Aufbau der Wasserstoffversorgung maximiert werden. Der GTP wird damit zur zentralen Datengrundlage künftiger regionaler Umsetzungspläne und hilft eine möglichst frühzeitige Freigabe solcher Planungen durch die Regulierungsbehörde zu ermöglichen.
Der GTP 2025 erfolgt in mehreren Phasen
Gasverteilnetzbetreiber können ab sofort anhand des neuen Leitfadens ihre Planungen für 2025 erarbeiten. Bis zum 30. September sollen die unternehmensindividuellen Pläne auf Basis von Kundengesprächen und Analysen erstellt und die Abstimmungsregionen festgelegt werden. Ebenso wird bis zum 30. September eine Rückmeldung für den GTP-Ergebnisbericht durchgeführt. Bis Jahresende sollen dann die Pläne in den Regionen aufeinander abgestimmt werden. Diese abgestimmten Planungen sind die Basis für die Meldung der Langfristprognose bis Ende Februar 2026. Sie sind ebenfalls zentral für den Entwurf von konkreten, regionalen Transformationsplänen auf Basis der Artikel 56 und 57 der EU-Gasbinnenmarktrichtlinie.
Stimmen zur Veröffentlichung
Florian Feller, Vorsitzender von H2vorOrt: „Mit dem Leitfaden zum GTP 2025 gehen wir den nächsten entscheidenden Schritt: Wir schlagen die Brücke vom freiwilligen Branchenstandard zum verbindlichen europäischen Rahmen. Der Leitfaden bereitet die Verteilnetzbetreiber gezielt auf die neuen Vorgaben aus Brüssel vor – nicht als nachgelagerte Umsetzer, sondern als aktive Mitgestalter der Wasserstoffinfrastruktur. Er gibt ihnen ein praxisnahes Werkzeug an die Hand, um ihre Netze zukunftsfähig auszurichten, regionale Bedarfe einzubeziehen und sich frühzeitig mit anderen Akteuren abzustimmen. So entsteht die Grundlage für eine realistische, verlässliche und gemeinschaftlich getragene Transformation vor Ort.“
Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender DVGW: „Mit dem GTP 2025 schaffen wir die dringend benötigte Verbindung zwischen technischer Realität in den Verteilnetzen und den umsetzungsorientierten Ansätzen des neuen europäischen Rechtsrahmens. Erstmals wird deutlich, wie regionale Wasserstofftransformationsplanung konkret aussehen kann – in enger Abstimmung mit Fernleitungsnetzbetreibern, kommunaler Wärmeplanung und industriellen Bedarfen vor Ort. Der GTP 2025 trägt zu einem integrierten Energiesystem bei, das Versorgungssicherheit, Klimaziele und wirtschaftliche Machbarkeit in Einklang bringt – und damit auch die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland stärkt.“
Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer VKU: „Wasserstoff wird in vielen Regionen eine zentrale Rolle in der zukünftigen Versorgung spielen – sei es in der Gebäudewärme, bei der Stromerzeugung oder bei industriellen Anwendungen. Wenn Kommunen über ihre Energieversorgung der Zukunft entscheiden, müssen sie wissen, welche Infrastruktur ihnen zur Verfügung steht. Der GTP 2025 liefert genau das: konkrete Planungsdaten, vernetzt gedacht und mit Blick auf den Wasserstoffhochlauf. Das ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch ein Beitrag zur Daseinsvorsorge. Nur wenn Stadtwerke, Netzbetreiber und Kommunen gemeinsam planen, kann die Transformation der Gasverteilnetze und damit auch Energiewende vor Ort gelingen.“
Den GTP-Leitfaden 2025 sowie weitere Informationen finden Sie unter: www.H2vorOrt.de