Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben am 12. Juli 2023 den Planungsstand für ein überregionales Wasserstoff-Kernnetz bis zum Jahr 2032 veröffentlicht. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) begrüßt die Initiative.
Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine klimaneutrale Energieversorgung und die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ohne den Aus- und Umbau der notwendigen Infrastruktur ist der Wasserstoffhochlauf allerdings nicht denkbar. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, begrüßt daher die Veröffentlichung des aktuellen Planungsstandes für das Wasserstoff-Kernnetz durch die FNB: „Es ist gut, dass nun der Startschuss für den Aufbau eines deutschlandweiten leistungsfähigen Wasserstoff-Kernnetzes für den überregionalen Transport gefallen ist. Das Wasserstoff-Kernnetz ist ein entscheidender Beitrag, um das ‚Henne-Ei-Problem‘ zwischen Investitionen in Wasserstoffanwendungen bei Kraftwerken und Industrie und der erforderlichen Netzinfrastruktur zu lösen.“ Laut Andreae komme dem Kernnetz die Aufgabe zu, bei (Industrie-)Kunden, Speicher-, Kraftwerks-, Elektrolyseurs- und nicht zuletzt den Verteilnetzbetreibern das richtige Signal für die Investitionen zu setzen.
Alle Regionen in Deutschland können profitieren
Andreae konstatiert: „Es ist grundsätzlich sinnvoll, mit einem ehrgeizigen Kernnetz auf Ebene der Transportleitungen zu starten. So können alle Regionen in Deutschland profitieren.“ Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung betont: „Aber natürlich können und sollen auch die Gasverteilnetzbetreiber (VNB) ihren Beitrag zum Aufbau dieser Wasserstoffinfrastruktur leisten. Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, muss in einem weiteren Schritt auch das regionale Verteilernetz in die künftige Wasserstoffwirtschaft eingebunden werden.“ Dies sei wichtig, da die Verteilernetzbetreiber über die unverzichtbare regionale Netzkompetenz verfügten.
So sei die effiziente Umstellung bestehender Gasverteilnetzinfrastruktur und die Anbindung der Wasserstoffkunden über das Verteilnetz an die Wasserstoff-Infrastruktur ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Wasserstoffhochlaufs. Andreae: „Während der Fokus im Kernnetz auf der Transportebene liegt, schaffen die Verteilnetze (Regional- und Ortsnetze) die Verbindung vom Transportnetz zum Kunden und stellen damit die wichtige ‚erste und letzte Meile‘ dar.“ Um das Netz zu komplettieren, werde für Wasserstoffverteilnetzbetreiber in Folge auch die Regulierung und der rechtliche Rahmen weiterentwickelt werden.
Rolle von KWK
Da Wasserstoff auch mit Blick auf die Dekarbonisierung des Stromsektors von Bedeutung ist, brauche man laut Andreae „ein Fundament für die nachhaltige Dekarbonisierung der brennstoffbasierten Strom- und Wärmeerzeugung“. Sowohl Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) als auch wasserstofffähige Kraftwerke würden hier eine wichtige Rolle als Partner der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien spielen. Andreae betont: „Deshalb ist es wichtig und richtig, dass zumindest KWK-Kraftwerke mit mehr als 100 MW bereits jetzt Eingang in die Planung und Dimensionierung des Kernnetzes gefunden haben.“ (BDEW)
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