Die diesjährigen Kanal­ und Tiefbautage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) fanden am 15. und 16. Mai in Wuppertal statt. Während am ersten Veranstaltungstag aktuelle technische Themen des Kanalbaus im Vordergrund des Tagungsgeschehens standen, legten am Folgetag Vertreter der unterschiedlichen Berufsbilder die von ihnen zukünftig erwarteten Herausforderungen im Kanal­ und Tiefbau dar.

2019 Kanalbautage AuditoriumAls einen der wichtigsten Pain Points der Branche identifizierte Dipl.­Ing. Mario Jahn, Geschäftsführer rbv GmbH, in seinem Vortrag „Neue Berufsbezeichnungen im Leitungsbau – Schritte zur Imagebildung!“ den überall vorherrschenden Nachwuchsmangel. Diesem – so sein Statement in Vortrag und Podiums-
diskussion – könne man sehr wirkmächtig begegnen, indem man das Image der Branche in der öffentlichen Wahrnehmung nachhaltig verbessere. Dabei seien die geplanten neuen Berufsbezeichnungen „Leitungsbauer für Infrastrukturtechnik“ und „Kanalbauer für Infrastrukturtechnik“ wichtige Bausteine eines strategischen Azubi­Marketings sowie einer gezielten Imagebildung und ­verbesserung der Branche.

„Um die Wettbewerbsfähigkeit der im Leitungsbau tätigen Unternehmen zu stärken und deren Leistungsfähigkeit auf höchstem Niveau zu erhalten, besteht ein entscheidender Schritt darin, junge Menschen zu gewinnen, sie zu binden und erfolgreich auszubilden“, erläuterte Jahn in seinem Vortrag. Dabei sei ein Verständnis für die Bedürfnisse der jugendlichen Zielgruppen entscheidend. „Wir müssen die Azubis richtig ansprechen und sie dort abholen, von wo sie kommen“, so Jahns Plädoyer für eine sozialkonforme und zielgruppengerechte Adressierung junger Menschen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bestünde darin, dass es für Jugendliche bei der Berufswahl sehr wichtig sei, welches gesellschaftliche Ansehen ein Beruf genieße und ob er die Stellung im sozialen Umfeld zukünftig verbessere. Hier setze die rbv-Initiative zur Umbenennung der Ausbildungsberufe im Tiefbau an. Diese ziele darauf ab, das Berufsimage der Tiefbauberufe durch eine modernere Namensgebung im Rahmen eines sogenannten Rebrandings aufzuwerten und somit Ausbildungszahlen positiv zu beeinflussen. „Es gibt keine Patentrezepte, hier wie dort ist unternehmerische Kreativität gefragt, um junge Menschen für eine Tätigkeit im Leitungsbau zu begeistern“, so Jahns abschließender Hinweis.

Am Puls der Technik

Weitere Fokus-Themen waren die aus der DIN EN 1610 sowie dem Arbeitsblatt DWA-A 139 „Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen“ bestehende neue Gemeinschaftspublikation sowie das ergänzende Merkblatt DWA-M 135-1 „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) für Entwässerungssysteme – Teil 1: Kanalbau in offener Bauweise“. Darüber hinaus wurden neue Möglichkeiten der Kampfmittelsondierung und einer fachgerechten Verdichtung mit Anbauverdichtern sowie das Leistungsspektrum selbstverdichtender Verfüllbaustoffe (ZFSV) präsentiert.

Blick in die Zukunft

Abschließend erfolgte ein Blick in die Zukunft des Kanalbaus. Hier berichtete rbv-Referent Dipl.-Ing Andreas Hüttemann stellvertretend für die Mitglieder des Technischen Ausschusses Kanal des rbv über die Hot Topics der Branche und damit über wesentliche, auf Kanalbaufirmen zukommende Herausforderungen. Neben dem demografischen Wandel und der Digitalisierung benannte Hüttemann Preissteigerungen und einen erhöhten Kostendruck sowie eine Verschiebung des Marktes hin zu Sanierungs- und Reparaturverfahren als aktuelle strukturverändernde Entwicklungen. „Eine stetig voranschreitende Urbanisierung lenkt unseren Blick in zunehmendem Maße auf die städtische unterirdische Infrastruktur“, so Hüttemann in seinem Vortrag. „Daraus lässt sich ableiten, welche Bedeutung einer reibungslosen Funktionalität dieser unterirdischen Infrastruktur zukommt. Kanalbaufirmen mit qualifiziertem Personal und geeigneten Technologien sind daher unverzichtbar, um die Abwasserinfrastruktur für zukünftige Generationen dauerhaft betriebssicher zu erhalten, anzupassen und zu erweitern.“

2019 Kanalbautage PodiumPodiumsdiskussion: Dipl.-Ing. Mario Jahn, Geschäftsführer rbv GmbH, (3.v.r.) und rbv-Referent Dipl.-Ing Andreas Hüttemann (re.) im konstruktiven Austausch über Strategien für einen zukunftsfähigen Kanal- und Leitungsbau.






Dabei sei für die Zukunft des Kanalbaus qualifiziertes Personal bei weitem die wertvollste Ressource. Mit derzeit circa 150 Ausbildungsabsolventen im Beruf des Kanalbauers könne der bestehende Bedarf schon heute nicht abgedeckt werden, so Hüttemanns Hinweis auf den auch im Kanalbau allgegenwärtigen Fachkräftemangel. „Nicht zuletzt birgt die digitale Transformation eine der größten Herausforderungen für unsere Branche, da hiermit einerseits strukturelle Veränderungen und Investitionen verbunden sind. Andererseits sind Prozessoptimierungen und Produktivitätssteigerungen für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen von ebenso großer Bedeutung“, schlussfolgert Hüttemann im Hinblick auf die mit Digitalisierung und BIM-basiertem Bauen verbundenen Anforderungen.

Umrahmt wurden die interessanten Vorträge durch eine begleitende Fachausstellung. (rbv/DWA) Fotos: DWA


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