Die Jahrestagung des Rohrleitungsbauverbandes e.V. (rbv) stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Neuwahl des Präsidiums. Auf der Mitgliederversammlung, die am 27. April in Erfurt stattfand, gab es Standing Ovations und lang anhaltenden Applaus für rbv-Präsident Dipl.-Ing. Klaus Küsel, der sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte. Zu seiner Nachfolgerin wurde Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer, Geschäftsführende Gesellschafterin der Franz Lohr GmbH und Vorsitzende der rbv-Landesgruppe Baden-Württemberg, gewählt.

Mit lang anhaltendem Applaus verabschiedeten sich die rbv-Mitglieder von Klaus KüselDie neue rbv-Präsidentin brachte die Meinung aller Mitglieder auf einen Punkt, indem sie die herausragende Leistung Küsels würdigte, der den Verband mehr als zehn Jahre erfolgreich geführt und fit für die Zukunft gemacht habe. Neben den Wahlen gehörten der Bericht der Geschäftsführung, die Berichte über die Arbeit der technischen Gremien und des BFA/rbv-Ausschusses für Personalentwicklung, die Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung sowie die Ehrung von langjährigen Mitgliedern zu den weiteren Tagesordnungspunkten.

Emotionaler Höhepunkt
Die Wahl des neuen Präsidiums stellte den emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung dar. Nach zehn Jahren im Amt trat Klaus Küsel in Erfurt das letzte Mal vor die Mitgliederversammlung. In der für ihn typischen Art ließ der scheidende Präsident die letzten Jahre noch einmal Revue passieren, wobei er eine rundum positive Bilanz ziehen konnte. „Wir haben unsere Stimme erhoben und den Leitungsbau und die notwendige Erhaltung der Netze an die Öffentlichkeit gebracht, dabei aber auch gleichzeitig unsere Qualitätsziele verbessert und das betriebliche Qualitätsmanagement aufgebaut und zertifiziert“, erklärte Küsel. Die Ausweitung der Berufsbildung, die Änderung der Satzung und das Engagement auf technisch-wissenschaftlicher aber auch auf politischer Ebene bezeichnete er als Meilensteine der Verbandsarbeit in den zurückliegenden Jahren. „Bei der Energiewende müssen die Leitungsbauer ganz vorne mitreden, denn wir sind es letztendlich, die den Nagel in die Wand schlagen“, so seine Vision, die er gleichzeitig als Auftrag für seine Nachfolgerin Gudrun Lohr-Kapfer und die Vizepräsidenten verstanden wissen wollte.

„Die Energiewende kann nur als Gemeinschaftswerk von Wirtschaft, Verbänden und Gesellschaft erfolgreich umgesetzt werden“, nahm die frisch gewählte Präsidentin den Faden direkt auf. In ihrer Antrittsrede bat sie alle Mitgliedsunternehmen um die gleiche Unterstützung, wie sie auch das alte Präsidium bekommen habe. Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung der Arbeit der rbv-Landesgruppen, die in den Regionen die Werbung in eigener Sache bei Verbrauchern, Wirtschaft und Politik vorantreiben würde. Ebenso große Bedeutung misst Lohr-Kapfer den rbv-Gremien, insbesondere dem Technischen Lenkungskreis zu. Bei ihren zukünftigen Aufgaben unterstützt wird die neue rbv-Präsidentin von den Vizepräsidenten Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang – er wurde im Amt bestätigt – und Dipl.-Ing. (FH) Manfred Vogelbacher. Der Vorsitzende der rbv-Landesgruppe Berlin/Brandenburg und Niederlassungsleiter der Stehmeyer & Bischoff GmbH & Co. KG, Berlin, löste den bisherigen Vizepräsidenten Dipl.-Ing. Gunter Hüttner ab, der sich ebenfalls aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellte.

Neues und altes rbv-Präsidium beim gemeinsamen Gruppenfoto: Gunter Hüttner, Manfred Vogelbacher, Klaus Küsel, Gudrun Lohr-Kapfer, Fritz Eckard Lang und Dieter Hesselmann (v. l.) Neues und altes rbv-Präsidium beim gemeinsamen Gruppenfoto: Gunter Hüttner, Manfred Vogelbacher, Klaus Küsel, Gudrun Lohr-Kapfer, Fritz Eckard Lang und Dieter Hesselmann (v. l.)

Sachlichkeit statt Euphorie
„Hier pocht das Leben des Leitungsbaus“: Mit diesen Worten hatte Klaus Küsel die Mitglieder in seiner letzten Eröffnungsrede auf eine gemeinsame Linie eingestimmt. „Leitungsbau im Jahr 2012 – selten sind die Anliegen der Leitungsbauer in einer solchen Breite in diesem Land diskutiert worden“, so Küsel. Allerdings sehe er auch eine gewisse Sachlichkeit, die sich nach der Aufbruchstimmung und dem Aktionismus bei der Umsetzung des Masterplanes „Energiewende“ eingestellt habe. „Vieles ist bereits ins Stocken geraten, was in der allgemeinen Euphorie rund um das Thema erneuerbare Energien bereits als Selbstläufer erschien“, mahnte der Redner. Wer wird das alles regeln, steuern, messen und lenken? lautete die Frage, die sich daraus ergibt und die die Gratwanderung der Branche deutlich macht. Als Beispiel nannte er die Verzögerung bei der Verkabelung der Offshore-Anlagen: „Finanzmittel sind nicht überall verfügbar, Verlegeschiffe noch nicht gebaut und die Kabelherstellung in Verzug“, erklärte Küsel, für den alle aufgerufen sind, Wege zu finden und eigene Ideen einzubringen – auch die Leitungsbauer. „Wir müssen Partnerschaftsmodelle entwickeln und die Stadtwerke mit ihren Möglichkeiten dezentraler Energieentwicklung unterstützen“, so sein Appell an die Mitglieder. „Auch die Power-to-Gas“ Initiative sollte von uns mitgetragen und mit entsprechenden Dienstleistungspaketen die Schlagkraft der örtliche Versorger erhöht werden.“

Blick nach vorn
Nicht nur nach Meinung von Küsel rücken Themen wie die dezentrale Energieerzeugung, der Ausbau der Verteilernetze und die Steuerung des Verbrauchs immer mehr in den Fokus der Branche. Die bestehenden Gas- und Stromnetze und die zu bauenden Glasfasernetze müssen mit den zukünftigen Aufstellungs- und Einspeisepunkten kompatibel sein, die regionale Verteilung und Lastspitzen berücksichtigt werden. Hier können Leitungsbauunternehmen einen Dienstleistungsbereich erobern, der sich über Planungsleistungen und Kommunikationsaufgaben bis hin zum Bau von Netzen und dem Angebot weiterer Leistungen bei der strategischen Umsetzung der Energiewende erstreckt. Dementsprechend blicken Rohrleitungsbauverband und Mitgliedsunternehmen weiterhin gemeinsam nach vorne.

Wie ein Uhrwerk
Dass die Leitungsbauer sich dabei auf die Unterstützung eines starken Verbandes verlassen können, verdeutlichte Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann im Bericht der Geschäftsführung. „Im Jahr 1 nach der Satzungsänderung präsentierte sich der rbv als kompetenter Partner in den Bereichen Gas, Wasser, Fernwärme, Kanal und Kabel“, formulierte der Geschäftsführer des Rohrleitungsbauverbandes, für den das Jahr 2011 durch den inneren Umbau des Verbandes geprägt war. Für Hesselmann greifen die vielfältigen Aktivitäten mittlerweile wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander. Themen wie die Kooperation mit Verbänden und die Bildung von Netzwerken, der Ausbau der technischen und politischen Verbandsarbeit sowie die Sicherung der Qualität im Leitungsbau stehen dabei im Vordergrund, wobei die Proklamation der Energiewende und das Damoklesschwert „Fachkräftemangel“ in das Tätigkeitsprofil des rbv integriert worden seien. Beispielhaft nannte Hesselmann die Schaffung einer neuen Gremienstruktur, mit der der vitale technische Kern des Verbandes an die neue Satzung angepasst worden ist. Hierzu zählt die Gründung des Technischen Lenkungskreises und neuer Technischer Ausschüsse, mit der sich der rbv auf die Herausforderungen des Marktes eingestellt hat. Als außerordentlichen Glücksfall wertete Hesselmann den Umstand, das just zu dem Zeitpunkt, als sich der rbv allen Medien des Leitungsbaus öffnete, von der Bundesregierung die Energiewende ausgerufen wurde. Für Hesselmann eine regelrechte Steilvorlage, die vom Rohrleitungsbau auch sofort aufgenommen worden sei, unter anderem als thematischer Schwerpunkt auf der 19. Tagung Rohrleitungsbau, die im Januar in Berlin stattfand.

Initiative für Bildung
Die Fertigstellung des DVGW-Arbeitsblattes GW 301, das Projekt „Regelwerk Tiefbau“ und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit führte Hesselmann als weitere Belege für die erfolgreiche Verbandsarbeit an, ebenso wie die Initiativen im Bereich der Qualitätssicherung und Bildung, mit denen dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden soll. Unter anderem wurde das Bildungsprogramm der Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) inhaltlich auf die Energiewende abgestimmt. „Damit bieten wir den Mitarbeitern der Leitungsbauunternehmen preiswerte und qualitativ hochwertige Weiterbildungsmöglichkeiten“, so Hesselmann. Der rbv-Geschäftsführer beschrieb den Verband als lebendiges Gebilde, das für seine Mitglieder da ist und durch seine Mitglieder lebt. Ein Indiz hierfür seien auch der wachsende Zuspruch der Leitungsbauunternehmen und gestiegene Teilnehmerzahlen an den rbv-Landesgruppensitzungen im vergangenen Jahr.

Nach den Berichten über die Arbeit der technischen Gremien und die Arbeit des BFA/rbv-Ausschusses für Personalentwicklung durch Dipl.-Ing. Hanjürgen Grabner und Dipl.-Ing. Armin Jordan sowie der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung durch die Mitglieder wurde Klaus Küsel unter großem Beifall zum rbv-Ehrenpräsidenten gewählt. Darüber hinaus wurden Dipl.-Ing. Klaus-Dietrich Lankow, K.-Dietrich Lankow Tief- und Rohrleitungsbau, und Dipl.-Ing. (FH) Dieter Beck, Mennicke Rohrbau GmbH, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Abschließend erhielten langjährige Mitgliedsunternehmen eine Jubiläumsurkunde für ihre Verbundenheit zum Rohrleitungsbauverband.

Gudrun Lohr-Kapfer dankte dem neuen rbv-Ehrenpräsidenten Klaus Küsel für die herausragende Leistung, mit der er den Verband mehr als zehn Jahre erfolgreich geführt und fit für die Zukunft gemacht hat.

Eingeschlagenen Kurs beibehalten
Am Ende der Veranstaltung warf die neue rbv-Präsidentin einen Blick in die Zukunft. „ Es liegt an uns, unseren Belangen Gehör zu verschaffen“, so Lohr-Kapfer. „Deshalb müssen wir unsere geschäftlichen Aktivitäten als Leitungsbauunternehmen nicht nur auf Versorger und Kunden ausrichten, sondern uns auch verstärkt in die öffentliche Diskussion einbringen, um die Chancen auf Fortschritt zu erhalten.“

Letztendlich sei der Erfolg des Verbandes von den Mitgliedern abhängig, so Lohr-Kapfer, die  alle Mitglieder aufforderte, sich einzubringen und Impulse zu geben für die Mitgestaltung der Zukunft in einem aktiven Verband mit aktiven Mitgliedern.


(Fotos: Rohrleitungsbauverband e.V.)


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