Die neue GW 302-1 wirft ihren Schatten voraus - In gewohnter Tradition haben die Deutsche Gesellschaft für Grabenloses Bauen e. V. (GSTT), Berlin, und der rbv am 23. und 24. November 2022 ihre gemeinsame Informations und Weiterbildungsveranstaltung zu „Grabenlose Bauweisen“ in Berlin durchgeführt.
Neu hingegen war die Dauer des Zusammentreffens. Die nach Erscheinen des Entwurfs des DVGWRegelwerks GW 3021 umfänglichen Programmpunkte wurden erstmalig auf zwei Tage verteilt. Dieser Schritt hat sich als erfolgreiches Konzept herausgestellt, das die Organisatoren auch 2023 beibehalten wollen. Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch Andreas Hüttemann vom rbv folgten die Teilnehmer unter der Tagungsleitung von GSTTGeschäftsführer Dr. Klaus Beyer am ersten Tag und Michael Hentrich an Tag zwei interessiert den Vorträgen über aktuelle Entwicklungen der Branche.
Andreas Hüttemann (rbv) eröffnete die gemeinsame Informationsveranstaltung von GSTT und rbv am 23. November 2022 in Berlin.
Als Fortbildung anerkannt
Da nach dem Regelwerk GW 302 jährliche (interne) Schulungen des Fachpersonals über die Anforderungen der jeweiligen grabenlosen Bauweise erforderlich sind, kann die Teilnahme an der Veranstaltung auch als Fortbildung beziehungsweise Schulung nach DVGW GW 320-1 für den Konformitätsnachweis nach DVGW GW 302 in der Gruppe R2 anerkannt werden. Besucht etwa eine verantwortliche Fachaufsicht R2 die Informationsveranstaltung, dann erhält sie nicht nur das aktuelle Fachwissen und eine Teilnahmebescheinigung, sondern auch geeignete Arbeitsunterlagen, die für eine interne Schulung des übrigen betriebsinternen Fachpersonals nützlich sein können.
Gutes Timing
Mit der derzeit laufenden Überarbeitung der Regelwerksreihe DVGW GW 302, die zukünftig nur noch aus drei Teilen bestehen wird, werden sich größere Änderungen an dem bisherigen Regelwerk ergeben. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an Unternehmen und den Konformitätsnachweis, der zukünftig in DVGW GW 302-1 „Grabenlose Bauweisen – Teil 1: Unternehmen zur Rehabilitation und Neulegung von Rohrleitungen – Anforderungen und Prüfungen“ geregelt ist. Das Arbeitsblatt erhebt dabei einerseits den Anspruch, dass die Anforderungen der grabenlosen Bauweise mit den Anforderungen der offenen Bauweise nach DVGW GW 301 gleichwertig sind. Andererseits grenzt die Überarbeitung des Regelwerks ganz klar die jeweiligen Leistungsbereiche voneinander ab. Über diese grundlegenden Veränderungen müssen daher auch die in den grabenlosen Bauweisen tätigen Akteure der Rehabilitation und Neulegung von Rohrleitungssystemen informiert werden.
Neue Anforderungen vorgestellt
Am ersten Veranstaltungstag standen sowohl die Neuerungen der GW 302-1 im Fokus als auch Verfahren und Regelwerksanforderungen beim Vor-Ort-härtenden-Schlauchlining und dem Lining mit eingezogenen Schläuchen sowie die Aktualisierung des GSTT-Leitfadens „Planung, Bau und Betrieb von unterirdischen, begehbaren Leitungskanälen“. Darüber hinaus wurde die Einschätzung des Bundesarbeitskreises Rohrvortrieb des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie dargelegt, was beim Bau von Infrastrukturtunneln mittels Rohrvortrieb zu berücksichtigen sei. Im Anschluss daran wurde die Frage diskutiert, welche Tools für eine erfolgreiche digitale Transformation der Branche notwendig seien – hier stand insbesondere eine App zur Materialerfassung, für Schweißdaten und Traceability sowie zur Vermessung und zur Leistungserfassung im Mittelpunkt.
Interessante Projekte
Am zweiten Tag bildete zunächst die Vorstellung konkreter Projekte einen inhaltlichen Schwerpunkt. Hier ging es unter anderem um den Einsatz der BIM-Methodik für die modellbasierte Planung und Durchführung einer grabenlosen Baumaßnahme im Spülbohrverfahren. In einem weiteren Vortrag wurden die Vorzüge und die Herausforderungen der grabenlosen Auswechslung von Gasleitungen mit dem Press-/ Ziehverfahren aus Sicht des ausführenden Netzbetreibers skizziert. Und last but not least wurden verschiedene Berstlining-Varianten in Abhängigkeit der Rohrdurchmesser gegenüber- gestellt.
Aktuelle Fortbildungsschwerpunkte
Nach diesem Tagungsblock wechselte man thematisch zur eigentlichen Fortbildung für die Gruppe R2 für den Rohreinzug und Rohreinschub mit Ringraum nach DVGW GW 320-1 über. Hier wurden im Wesentlichen Grundlagen, Qualitätssicherung und weitere ausgewählte Kapitel thematisiert. Dabei wurde bereits auf die neuen Anforderungen von DVGW GW 302-1 (zum Zeitpunkt der Veranstaltung als Entwurf vorliegend) hingewiesen. Denn nach dem Weißdruck von DVGW GW 302-1 und bis zum Erscheinen von DVGW GW 302-2 „Grabenlose Bauweisen – Teil 2: Rehabilitation von Rohrleitungen – Verfahrenstechnik“ mit den Anforderungen an Rehabilitationsverfahren wird ersterer hinsichtlich der verfahrens-
spezifischen Anforderungen zunächst in Verbindung mit der einschlägigen DVGW-Regelwerksreihe GW 320 ff. gelten.
Das zufriedene Fazit der Organisatoren lautete, dass sich das mit insgesamt 60 Teilnehmern gut besuchte zweitägige Konzept der Informationsveranstaltung auf Anhieb bewährt habe und damit auch für die kommende Veranstaltung am 22. und 23. November 2023 in Berlin beibehalten werde. Wer möchte, kann die einzelnen Tage auch separat buchen. Mit Sicherheit wird die Veranstaltung wieder einen sehr interessanten Mix aus aktuellen Baustellen- und Erfahrungsberichten sowie dem anerkannten und praxisorientierten Fortbildungsteil bieten. In Abhängigkeit der Regelwerksentwicklung ist auch eine mögliche Fortbildung für die neue GW 302-1 und weitere Rehabilitationsverfahren angedacht. (rbv/GSTT)
Dr. Susanne Leddig-Bahls (ab 2023 im Vorstand der GSTT) referierte über das Thema Verfahren und Regelwerksanforderungen beim Vor-Ort-härtenden Schlauchlining.
Fotos: GSTT/rbv
