Materialanomalien bei gelben Gasrohren PE 80 - Im Rahmen des DVGW-Projektes G 201510 „Untersuchung der Ursachen und Auswirkungen von Materialanomalien bei in Betrieb befindlichen gelben Gasrohren aus PE 80“ wurden Untersuchungen an aus dem Betrieb entnommenen Gasrohren aus PE durchgeführt, bei denen sich im Zuge von Einbindungsmaßnahmen bei Netzbetreibern ein auffälliges Verhalten gezeigt hat.
Die betroffenen Rohre zeigen einen weißen, spröden Belag auf der Rohroberfläche und die Spanabnahme beim rotierenden Schälen führt nicht zu einem durchgehenden Span gleichmäßiger Dicke. Stattdessen werden ein pulvriger Abtrag, das Abreißen des Spans und eine ungleichmäßige Spandicke beobachtet.
Die Auswertung der durch den DVGW initiierten Meldungen ergibt bislang ca. 200 Meldungen von Anomalieverdachtsfällen durch Netzbetreiber (Stand: August 2018). In keinem gemeldeten Fall lag eine Undichtigkeit der Rohrleitung vor. Die Statistik erlaubt eine Eingrenzung auf den Herstellzeitraum der Rohre zwischen 1979 und 1992.
Im Rahmen der werkstofflichen Untersuchungen wurden umfangreiche thermische, spektroskopische, rheologische und mechanische Untersuchungen an von der Anomalie betroffenen Rohrleitungen und an Vergleichsrohren ohne Anomalie durchgeführt. Die werkstofflichen Untersuchungen belegen klar, dass die aktuelle Betriebstauglichkeit der betroffenen Rohre nicht infrage zu stellen ist.
Die Untersuchungen zum Schälen und Heizwendelschweißen zeigen zudem, dass bei von der Anomalie betroffenen Rohren ein einmaliges Schälen i. d. R. nicht ausreicht, um eine dauerhafte, den Normanforderungen entsprechende Schweißverbindung herzustellen. Durch eine vollständige Entfernung der geschädigten äußeren Schicht (zwei- oder dreimaliges Schälen) ist eine ordnungsgemäße Heizwendelschweißung grundsätzlich wieder möglich.
Für Schweißungen muss die Aufsicht nach DVGW-Merkblatt GW 331 eingebunden werden. Einerseits muss die Anomalie-betroffene Rohroberfläche vollständig entfernt werden, wozu ein mehrfaches Schälen erforderlich sein kann. Andererseits dürfen dabei schweißtechnisch erforderliche Mindestmaße von Wanddicke und Außendurchmesser nicht unterschritten werden. Aufgrund erheblicher Abweichungen von der üblichen Praxis infolge einer schwierigen Beurteilung im Hinblick auf eine zuverlässige Schweißbarkeit wird von Schweißungen an Anomalie-betroffenen Rohrleitungsabschnitte abgeraten.
Beim Vorfinden der beschriebenen Rohre benachrichtigen Sie bitte unverzüglich Ihren Auftraggeber, um die Vorgehensweise bei Arbeiten an den Rohren abzustimmen. (DVGW/rbv)
Details zum DVGW-Projekt können Sie dem vollständigen Forschungsbericht entnehmen. Dieser kann hier über die wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH bezogen werden. (DVGW)
Die betroffenen gelben Gasrohre aus PE 80 zeigen einen weißen, spröden Belag auf der Rohroberfläche. (Foto: dvgw)
Bei den von der Anomalie betroffenen Rohren reicht ein einmaliges Schälen i.d.R. nicht aus, um eine den Normanforderungen entsprechende Schweißverbindung herzustellen. (Foto: dvgw)