Über welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Soft Skills muss heute ein unternehmerisch agierender Bauingenieur verfügen, damit er Bauprojekte erfolgreich durchführen und gleichzeitig sein Tun und Wirken der Politik und Öffentlichkeit überzeugend darlegen kann?

2019 Geiger verkleinertDazu sprach Josef Geiger, Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes, beim 12. Kolloquium Investor – Hochschule – Bauindustrie im Oskar von Miller Forum.

Höhere Anforderungen an den Bauingenieur

Der Bauingenieur in der Bauindustrie muss heute mehr können als der klassische Bauingenieur: Die Bauwerke werden immer komplexer, das Bauen wird komplizierter. Die Risiken sind gestiegen und werden weiter zunehmen. Dazu tragen auch die höheren Haftungsanforderungen an Bauunternehmen bei, wie zum Beispiel die Haftung für die Sozialabgaben der Nachunternehmer. Sie hätten zwar eine gewünschte, marktordnende Funktion, aber sie bedeuten eben auch Risiken für die Bauunternehmen. Früher agierten die Baubeteiligten als Partner am Bau, heute schalten die Auftraggeber immer mehr sogenannte Mittler am Bau ein, um den Bauverlauf zu überwachen. Diese sind nur an den Interessen ihrer Auftraggeber orientiert, nicht am Bauerfolg.

Mehr Risiken sind auch mit den komplexeren Vertragsformen verbunden, die aus Sicht der Bauindustrie aber große Vorteile haben und insbesondere Planen und Bauen aus einem Guss ermöglichen. Wenn ein Bauunternehmen nicht nur baut, sondern über den gesamten Lebenszyklus Verantwortung für das Gebäude übernimmt, so erfordert das ganz andere Fähigkeiten als bisher. Die Herausforderungen werden weiter ansteigen: Die Zeiten für Planen und Bauen werden immer kürzer. Die Kalkulation soll immer präziser werden. Kosten müssen frühzeitig ermittelt und verbindlich zugesagt werden. Die benötigten Baukapazitäten aus einem Netzwerk von Sub- und Nachunternehmern zusammenzustellen, ist weit aufwändiger, als die Kapazitäten eines Genera- listen zu organisieren.

Vom Bauingenieur zum Unternehmeringenieur

Die Bauingenieure der Bauindustrie müssen daher künftig nicht nur über die klassische Fachkompetenz verfügen. Darüber hinaus brauchen sie eine vielfältige Methoden-
kompetenz. Sie benötigen Sozialkompetenz und persönliche Kompetenzen: Sie müssen eine Persönlichkeit sein sowie Handlungs- und Führungskompetenz aufweisen. Der Unternehmeringenieur muss sehr vielseitig sein: Er muss Kostenrechnung kennen und über Bilanzierung Bescheid wissen, Controlling-Methoden anwenden können und Rechtskenntnisse besitzen. Der Unternehmeringenieur braucht Sozialkompetenzen: Er muss Mitarbeiter motivieren und führen, Teams zusammen- stellen und steuern, Konflikte erkennen und produktiv lösen können. Dazu gehört, zwischen hochspezialisierten Fachleuten zu moderieren so- wie Nachunternehmen zu führen, auch fremdsprachige oder aus einem anderen Kulturkreis. Außerdem muss er seine Tätigkeit und deren Bedeutung der Presse und der Öffentlichkeit kommunizieren können.

Er muss heute mehr noch als gestern auch über Konfliktfähigkeit verfügen. Dazu gehört, Konflikte offen und sachlich auszutragen, gemeinsam Verständnisschwierigkeiten zu beseitigen, konstruktive Kritik zu äußern und sie auch anzunehmen. Immer wichtiger wer- den am Bau Kundenorientierung und Vertriebsfähigkeiten. Ebenso gilt das für die Verhandlungs- und Führungskompetenz. Ein Unternehmeringenieur muss Führungsinstrumente gut beherrschen. Er muss wissen, was es heißt zu delegieren, wie eine Zielvereinbarung funktioniert, welche verschiedenen Führungsstile es gibt. Führung ist ein ganz normales Handwerk, ebenso Management. Delegation, Rückdelegation, Selbstorganisation, Führungsstile, das muss man lernen, das kann man lernen.

Respekt vor der Leistung anderer

Mitarbeiter zu motivieren, ist ganz wichtig. Vertrauen schafft man, wenn man ein offenes Ohr für die Mitarbeiter hat, wenn man die Leute beim Namen kennt und man einfach Respekt vor ihnen hat. Man kommt beim Kunden wieder zum Zuge, wenn man sich partnerschaftlich, ordentlich und anständig verhält. Das muss künftig an den Universitäten und Hochschulen gelehrt werden. Die Anforderungen an einen Unternehmeringenieur gehen aber insgesamt weit über das hinaus, was eine Universität vermitteln kann.

Die öffentliche Hand braucht den Unternehmer­ Beamten

Unternehmerisch denkende Bauingenieure braucht nicht nur die Bauindustrie, erforderlich sind sie auch auf der Auftraggeberseite bei der öffentlichen Hand. Die Bauverwaltung muss mit der Bauindustrie „auf Augenhöhe“ kommunizieren können: Die öffentliche Hand muss ihre Bauherren- Kompetenz wiederherstellen, hauptsächlich personell. Das erfordert ausreichende Stellenzahlen, aber auch entsprechende Kompetenzen sowie eine moderne Ausbildung.

Juristisch hat die Verwaltung einen Beurteilungs- und Ermessensspielraum. Diesen sollte sie auch nutzen, insbesondere bei der Vergabeentscheidung. Das bedeutet, weg von der Billigstpreisvergabe! Gefordert und möglich ist die mutige Entscheidung für den wirtschaftlich besten Bieter! Das Vergaberecht lässt das nicht nur zu, die VOB fordert sogar die „Vergabe an das wirtschaftlichste Angebot“. Die Bauunternehmen gehen mit ihren Leistungen und finanziell in Vorleistung. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass der Baupartner seine Zusagen einhält. Das betrifft unter anderem das Zahlungsverhalten, aber nicht nur.

Auch die öffentliche Hand braucht ein „Preiswissen“, das Wissen, dass Preise in der Regel im Zeitverlauf steigen. Das gilt für Bauleistungen genauso. In einem Jahrzehnt werden aus einem jährlich nur 2-prozentigen Preisanstieg eben doch 22 Prozent. „Alte“ Angebote müssen dann angepasst wer- den. Das gilt auch für die öffentlichen Bauetats: Es kommt auf den realen Zuwachs an – nicht auf den nominalen. Zum Preiswissen gehört auch zu wissen, dass Qualität ihren Preis hat sowohl bei den Materialien als auch bei den Leistungen. Und zu wissen, dass Sonderwünsche und nachträgliche Veränderungen Kosten verursachen. Diese sind nicht mit dem Angebotspreis abgedeckt.

Wie der Unternehmerbauingenieur braucht auch der Unternehmerbeamte mehr Verantwortung und mehr Entscheidungskompetenz. Davon profitieren beide Seiten, die Bauwirtschaft und die Bauherren. (Bayerische Bauindustrie)

(Foto: Bayerischer Bauindustrieverband)

 


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